Wirkungsbereiche

Gesundheit

Die Struktur Geist – Seele – Körper findet ihren Ausdruck im Körper selbst. Es wirken drei übergreifende Systeme: 

  • das Zentral- und das sympathische Nervensystem inkl. der Sinnessysteme, 
  • das rhythmische System, welches das Herz-, Blutzirkulations- sowie das Atmungssystem beinhaltet und
  • das Stoffwechselsystem in Verbindung mit den Gliedmaßen (inkl. Muskeln, Sehnen und Knochen). 

Im Seelischen heißt diese Dreiheit Denken – Fühlen – Wollen/Handeln.

Wenn diese Systeme im Einklang wirken, ist der Mensch körperlich und psychisch gesund, stabil und wirkungsvoll. Wenn eins dieser Systeme die überhandnimmt, werden die anderen unterdrückt und es entstehen krankhafte Zustände. Dieses Gleichgewicht oder eben Nicht-Gleichgewicht findet seinen Ursprung genau im Seelischen – wenn Herz, Verstand und Wille im Menschen im Einklang wirken, ist auch Gleichgewicht in den Körperfunktionen, Klarheit im Denken und der Emotionen und Kraft und Balance in den Verhaltensäußerungen, alles ist in seinem natürlichen Idealzustand. Wenn der Mensch seelisch im Ungleichgewicht ist und darunter leidet, z.B. durch Sorgen im Denken, Ängste im Fühlen oder Hektik und Stress im Handeln, wirkt sich das auch auf die Leiblichkeit (und Umgebung) negativ aus. 

Das System der Paneurythmie stütz auf die tiefe Erkenntnis dieses Zusammenhanges und ist dementsprechend aufgebaut. Durch das Erlernen, Erleben und Praktizieren der Philosophie, der Worte, der Musik sowie der Bewegungen der Paneurythmie werden diese drei Bereiche sowohl im Seelischen als auch im Leiblichen harmonisch miteinbezogen und zum natürlichen Gleichgewicht gebracht.

Musik und Kunst

Jedem Menschen ist der Sinn für das Schöne eingeboren. Niemand wird unterrichtet, welche Proportionen ein Gesicht haben soll, damit es als schön bezeichnet werden darf oder welche Intervalle eine Melodie haben soll, damit sie als schön klingend wahrgenommen werden kann. Trotzdem existiert dieses Wissen tief verborgen in der Natur selbst. Da unser Körper grundsätzlich nach diesen Prinzipien aufgebaut worden ist, ruht auch unser „Schönheitssinn“ für alles draußen in der Natur, was wir sehen und hören. Das Grundprinzip lautet: die Schönheit ist ein äußerer Ausdruck der Wahrheit, der wahren Natur der Sachen. Genauso wie alle Körper in der Welt eine Form haben, durch welche sie zum Ausdruck kommen und sichtbar werden, genauso haben alle Gefühle sowie alle Gedanken im Geistigen eine bestimmte „Form“ oder Energie. In der Musik und Kunst lautet es möglichst gut und wahrhaftig die Gedanken und Gefühle, die Bilder und Botschaften aus dem Geistigen durch Form, Farbe, Klang und Wort wiederzugeben. Es ist wie eine Art Übersetzungsarbeit. Diese „Sprache“ kann jeder von uns mit diesem speziellen „Schönheitssinn“ wahrnehmen und verstehen, der jedem Menschen eingeboren ist, jedoch bei jedem unterschiedlich ausgeprägt / auf eine unterschiedliche Stufe ausgebildet ist. Die Melodie und die Bewegungen der Paneurythmie gehören zu der Art, dass sie ohne die volle Teilnahme des „Schönheitssinnes“ nicht richtig empfunden und wiedergegeben werden können, bzw. der letzte ist wie ein Motor für ihre Ausführung und wird dadurch lebendig angeregt und entwickelt. Die Entstehung eines lebendigen Gefühls für Plastizität und musikalische Phrasierung wird zusätzlich durch die Verbindung zwischen Musik und Bewegung unterstützt. Siehe auch „Pädagogik“.

Pädagogik

Von Geburt an entwickelt sich unser Gehirn durch die Begegnung mit der Außenwelt. Dies ermöglicht die Bereicherung der inneren Welt. Idealerweise würden alle Fächer und Beschäftigungen in den Schulen die notwendige „Nahrung“ für das harmonische Entwickeln aller Gehirnarealen darstellen. Leider hat die „Nahrung“, die ab der 1. Klasse im herkömmlichen verabreicht wird, vorrangig einen „Kopf-Charakter“ und beansprucht überproportional die linke Hirnhälfte. Somit wird eine Dysbalance verursacht, die zu zahllosen Hindernissen in der geistigen, moralischen, intellektuellen, emotionalen und sogar grobmotorischen Entwicklung führt. Die letzte ist ebenso ein wichtiger Faktor für die gesunde Entwicklung, vor allem jedoch die Bewegungen der Arme. Wenn wir die Bewegungen der Arme eines durchschnittlichen Kindes für einen Tag aufnehmen könnten und diese in Zeitraffer abspielen würden, würden wir sehen, dass die Hände seit der Einschulung kaum vom Körper entfernt werden und die Arme selten ausgestreckt werden; und falls doch – immer in dieselbe Richtung. Die überwiegend zu beobachtende Haltung ist die Position der Arme zum Schreiben (am häufigsten mit der rechten Hand), die später bei den Erwachsenen zur Position für das Eintippen auf die Tastatur übergeht.  Dieser dominierende einseitige grobmotorische Einsatz von Händen und Armen schränkt die räumliche Erfahrung des Gehirns ein, was wiederum auch die feinmotorische Entwicklung teilweise hemmt (gilt nicht für Waldorfschulen, in denen Eurythmie sowie diverse handwerkliche und künstlerische Tätigkeiten ausgeübt werden). Die Feinmotorik ist wie ein „Oberton“ der Grobmotorik- sie stützt auf sie, hängt von ihr ab, die letzte aber setzt ihr die Grenzen. Durch die Paneurythmie werden gezielt solche Armbewegungen rhythmisch zur Musik ausgeführt, die alle Hirnareale anregen und auf Dauer zum Gleichgewicht bringen. Neben der Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit und gedanklicher Klarheit, steigen grundsätzlich auch das Konzentrations- und das Gedächtnisvermögen; die Kreativität und die Möglichkeiten der Feinmotorik werden erweitert (besonders hilfreich für Menschen, die ein Instrument spielen). Dadurch kann die Paneurythmie als eine wunderbare Ergänzung im Lehrplan aller Ausbildungsstäten eingesetzt werden.

Religion & Spiritualität

Wenn wir von Eurythmie sprechen, verstehen wir unter anderem eine Methode zum Ausdrücken geistiger Vorgänge durch physische Bewegungen. Dies könnte die Bewegung unseres ätherischen Leibes beim Aussprechen eines Wortes sein, das Singen eines Musikintervals oder das Wiedergeben gewisser Planeten- und Sternzeichenqualitäten, Farbencharakteren u.v.m. Wenn die Rede von einer Pan-Eurythmie ist, sind damit eben allgemein umfassende Prozesse im Geistigen gemeint, die grundsätzlich das ganze Leben auf der Erde sowie das Sonnensystem samt aller Lebewesen betreffen. Beim wahrhaften Erleben und Wiedergeben dieser Prinzipien –  durch die denen entsprechenden Bewegungen, Musik, Worte, Gedanken und Empfindungen usw. – werden eben alle Wesenheiten angezogen, die hinter diesen Prozessen stehen. Deshalb könnte man die Paneurythmie als eine Art Gottesdienst betrachten – während ihrer Ausführung verbindet sich der Mensch mit höheren Geistigen Welten und somit auch mit dem Geist selbst. Obwohl der Christus eine Zentralfigur dabei darstellt, versteht sich die Paneurythmie als religionsübergreifend und nicht konkret an die christliche Religion gebunden. Viel mehr vereint sie Elemente von allen religiösen und spirituellen Strömungen und kann als „Plattform“ dienen, auf der sich Repräsentanten aller Bewegungen begegnen und in einem gemeinsamen geistig-spirituellen Erlebnis verbinden können und somit eine Art gemeinsame Religion und gemeinsames Erschaffen finden und erfahren.